REGIONALVERBAND HOCHRHEIN-BODENSEE
Der Fahrplan für den Wasserstoffhochlauf im Südwesten steht! Staatssekretär Dr. Andre Baumann nimmt in Straßburg das Strategiepapier der Landkreise und Wirtschaftsverbände entgegen. Bild: Christian Hanner.
Zur Übergabe anwesend waren (von links): Hans-Martin Hellebrand (Vorstand badenova AG & Co. KG), André Olveira-Lenz (IHK Südlicher Oberrhein), Dr. Christian Ante (Landrat Breisgau-Hochschwarzwald), Wolfgang Brucker (Direktor Regionalverband Südlicher Oberrhein), Dr. Sebastian Wilske (Direktor Regionalverband Hochrhein Bodensee), Thorsten Erny (Landrat Ortenaukreis), Marion Dammann (Landrätin Landkreis Lörrach), Dr. Martin Kistler (Landrat Landkreis Waldshut), Mario Mohr (Dezernatsleitung Landkreis Rastatt), Dr. Andre Baumann (Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft), Dr. Fabian Burggraf (Geschäftsführer Klimapartner Südbaden e.V.), Thomas Albiez (Hauptgeschäftsführer IHK Schwarzwald Baar Heuberg), Hermann Kopp (Erster Landesbeamter Landkreis Rottweil), Prof. Dr. Katrin Klodt-Bußmann (Hauptgeschäftsführerin IHK Hochrhein Bodensee), Philipp Gärtner (Erster Landesbeamter Landkreis Konstanz), Carola Lüth (Wirtschaftsförderin Landkreis Tuttlingen), Dr. Martin Seuffert (Erster Landesbeamter Schwarzwald-Baar-Kreis),
Michael Voigt (Leitung Wirtschaftsförderung des Landkreises Emmendingen), Marcel Herzberg (Direktor Regionalverband Schwarzwald Baar Heuberg)
Regionale Wasserstoffstrategie SüdwestBW an Umweltministerium überreicht
Eine breite Allianz aus Landkreisen und Wirtschaftsverbänden hat einen Fahrplan zum Wasserstoffhochlauf im Dreiländereck entwickelt. Hintergrund ist der dringend notwendige Anschluss an das zukünftige Fernleitungsnetz und der Aufbau regionaler Erzeugungskapazitäten. Damit muss die zukünftige Versorgung mit aus regenerativen Quellen erzeugtem Wasserstoff gesichert werden, der zu einem entscheidenden Standortfaktor wird. Am Freitag nahm Staatssekretär Dr. Andre Baumann das Strategiepapier am Rande des Europäischen Wasserstoffgipfels in Straßburg entgegen.
Straßburg, 8. November 2024. Grüner Wasserstoff ist ein notwendiger Bestandteil der Energiewende. Zwar ist auf dem Weg zur Klimaneutralität auch die Elektrifizierung mit erneuerbaren Energiequellen umzusetzen, doch ist die Nutzung von Wasserstoff in spezifischen Fällen als Rohstoff oder für industrielle (Produktions-) Prozesse alternativlos. Deshalb wird die Versorgung mit Wasserstoff für einige im Dreiländereck ansässige Industriezweige ein entscheidender Standortfaktor. Für den erwarteten erheblichen Bedarf muss die Region Südwest schnellstmöglich an das deutsche und europäische Fernleitungsnetz angeschlossen werden, das bis 2032 aufgebaut wird. Bereits vorher sind regionale Wasserstoff-Hubs erforderlich.
Breites Bündnis für den Wasserstoffhochlauf
Mit dem Ziel, die Versorgung der ansässigen Unternehmen mit grünem Wasserstoff – und damit den Wirtschaftsstandort im Südwesten Baden-Württembergs – zu sichern, wurde nun eine Versorgungsstrategie für regionale Unternehmen mit regenerativ erzeugtem Wasserstoff inklusive einer Umsetzungs-Roadmap entwickelt. Dafür setzten sich in der Gebietskulisse Südlicher Oberrhein, Hochrhein-Bodensee und Schwarzwald-Baar-Heuberg neben dem Initiatorenkreis aus Industrie- und Handelskammern und Regionalverbänden alle 12 Landkreise ein. Unter der Federführung der Klimapartner Südbaden e.V. beteiligten sich Vertreter*innen der Kommunen, Landratsämter, Wirtschaftsförderungen, Regionalverbände und Industrie- und Handelskammern am Strategieprozess. Auch Unternehmen aus Industrie und Logistik sowie die Energiewirtschaft arbeiteten in Gesprächsrunden und Workshops an Lösungsideen.
Der Schulterschluss zwischen regionaler Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung, aber auch über Stadt- und Landkreisgrenzen hinaus, zeigt laut Dr. Fabian Burggraf, Geschäftsführer der Klimapartner Südbaden, die Dringlichkeit des Themas: „Diese breite Allianz ist eine absolute Besonderheit und zeigt, dass wir hier gemeinsam, grenzüberschreitend und institutionsübergreifend handeln müssen – und zwar schnell.“
Forciert wird eine Doppelstrategie, um die Wasserstoff-Versorgung zu sichern: Eine Kombination aus Ausbau des leitungsgebundenen Wasserstoff-Transports basierend auf dem bundesdeutschen Kernnetz sowie dezentralen Versorgungskonzepten wird als Schlüssel für den Hochlauf einer regionalen Wasserstoffwirtschaft gesehen.
Vorschlag einer „Standort-Transformations-Förderung“
Zum Aufbau von Wasserstoff-Infrastruktur gibt es bereits Förderprogramme von Land, Bund und der EU. „Die kleinen, zerstückelten Anschubfinanzierungen sind wichtig, reichen aber nicht“ erläutert Burggraf. „Wenn ein Industriebetrieb für einen Wasserstoff-LKW und eine Wasserstoff-Tankstelle und eine Wasserstoff-Erzeugung je einen Förderantrag schreiben muss, und dann mit Glück einzelne Zuschüsse bewilligt bekommt, kann er damit keine umfassende Transformation umsetzen. Es braucht eine übergreifende ’Standort-Transformations-Förderung‘, die technologieunabhängig die Entwicklung einer klimaneutralen Wirtschaft ermöglicht.“
Im Strategieprozess wurde deutlich, dass unter allen beteiligten Akteuren Verständnis für die aktuellen Herausforderungen beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft geschaffen werden muss. Burggraf: „Die aktuellen Unsicherheiten lassen sich nur durch engen, iterativen Dialog zwischen allen beteiligten Akteuren, insbesondere zwischen Wasserstoff-Erzeugern und -Abnehmern beseitigen. Es braucht zwingend ein beidseitiges Verständnis dafür, dass in der aktuellen Phase des Markthochlaufs Mengenanfragen nicht mit pauschalen Euro-pro-Kilogramm Preisen bzw. Abnahmeanfragen nicht mit konkreten Bedarfsprofilen beantwortet werden können.“
Forderung nach politischen Rahmenbedingungen
Damit der Wasserstoffhochlauf konkret beginnen kann, haben die Akteure innerhalb des Strategieprozesses schon bestehende Umsetzungs-Projekte identifiziert und teilweise neue initiiert. Basierend auf einer Erhebung des regionalen Wasserstoffbedarfs wurden bei der Strategieentwicklung u.a. techno-ökomische Modellierungen durchgeführt, um geeignete Standorte für dezentrale Wasserstofferzeugung zu definieren. Nun fehlen neben geeigneten Investitionsförderungen verlässliche politische Leitplanken für eine Planungssicherheit. Dass diese Rahmenbedingungen zeitnah geschaffen werden, erhoffen sich die Unterzeichnenden der Strategie von Landes- und Bundespolitik.
Erste Antworten gab es aus dem Landesministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Staatssekretär Dr. Andre Baumann, der die „Wasserstoffstrategie SüdwestBW“ am Freitag entgegennahm, stellte konkrete Unterstützung in Aussicht: „Die Region Südwest hat mit ihrer Wasserstoffstrategie eine wichtige Grundlage für die zukünftige Entwicklung und für die Energiewende im Südwesten gelegt. Wir unterstützen und begleiten die Umsetzung gerne. Die Landesregierung wird sich auch weiter mit aller Kraft für den schnellstmöglichen Anschluss der Region an das zu bauende Wasserstoff-Fernleitungsnetz einsetzen. Dafür braucht es den Schulterschluss aller Akteure. Zudem wollen wir regionale Lösungen mit Elektrolyseuren fördern, wenn der Landtag die notwendigen Haushaltsmittel bereitstellt.“
Akteure der Regionalen Wasserstoffstrategie SüdwestBW
Die „Regionale Wasserstoffstrategie SüdwestBW“ entstand unter Federführung der Klimapartner Südbaden e.V. und wurde mit den Projektentwicklern Drees und Sommer und Cruh21 umgesetzt. Gefördert wurde der Strategieprozess aus dem Innovationsfonds Klima- und Wasserschutz der badenova AG & Co. KG und dem Landesministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft.
Finanziell beteiligt haben sich die Wirtschafts- und Regionalverbände der Region:
IHK Südlicher Oberrhein
IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg
IHK Hochrhein-Bodensee
Regionalverband Südlicher Oberrhein
Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg
Regionalverband Hochrhein Bodensee
Politisch unterstützt wird die Strategieentwicklung von allen 12 Land(Stadt-)kreisen im Südwesten:
Bodenseekreis
Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Landkreis Emmendingen
Landkreis Konstanz
Landkreis Lörrach
Landkreis Rastatt
Landkreis Rottweil
Landkreis Tuttlingen
Landkreis Waldshut
Ortenaukreis
Schwarzwald-Baar-Kreis
Stadt Freiburg